PROGRAMM DER SOZIALDEMOKRATISCHEN
ARBEITERPARTEI RUSSLANDS
ANGENOMMEN AUF DEM II. PARTEIKONGRESS[1]
Die Entwicklung des Austausches hat eine derartig enge Verbindung
zwischen allen Völkern der zivilisierten Welt herbeigeführt, dass die große Befreiungsbewegung
des Proletariats zu einer internationalen werden musste und es auch längst
geworden ist.
Indem sie sich als eine der Abteilungen der Weltarmee des Proletariats
ansieht, verfolgt die russische Sozialdemokratie das gleiche Endziel, dem auch
die Sozialdemokraten aller anderen Länder zustreben. Dieses Endziel wird bestimmt
durch den Charakter der gegenwärtigen bürgerlichen Gesellschaft und den Gang
ihrer Entwicklung.
Die Haupteigenart dieser Gesellschaft bildet die Warenproduktion auf der
Grundlage der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, bei denen der wichtigste
und bedeutendste Teil der Produktions- und Umlaufsmittel der Waren einer
zahlenmäßig geringen Klasse von Personen gehört, während die gewaltige
Mehrheit der Bevölkerung aus Proletariern und Halbproletariern besteht, die
infolge ihrer wirtschaftlichen Lage gezwungen sind, ihre Arbeitskraft dauernd
oder periodisch zu verkaufen, d. h., sich den Kapitalisten als Lohnarbeiter zu
verdingen und durch ihre Arbeit das Einkommen der höheren Gesellschaftsklassen
zu schaffen.
Der Herrschaftsbereich der kapitalistischen Produktionsverhältnisse
erweitert sich immer mehr und mehr in dem Maße, wie die fortwährende
Vervollkommnung der Technik unter Erhöhung der wirtschaftlichen Bedeutung der
Großbetriebe zur Verdrängung der selbständigen Kleinproduzenten führt, indem
sie einen Teil von ihnen in Proletarier verwandelt, während sie die Bedeutung
der übrigen im sozialwirtschaftlichen Leben einengt und sie stellenweise in
eine mehr oder minder vollständige, mehr oder minder offensichtliche, mehr oder
minder drückende Abhängigkeit vom Kapital geraten lässt.
Derselbe technische Fortschritt gibt außerdem den Unternehmern die
Möglichkeit, im Prozesse der Warenproduktion und des
Warenumlaufs in immer größerem Umfange Frauen- und Kinderarbeit zu verwenden.
Da er aber andererseits zu einer relativen Verringerung des Bedarfs
der Unternehmer an menschlicher
Arbeitskraft führt, bleibt die Nachfrage nach Arbeitskraft
notwendigerweise hinter ihrem Angebot zurück, wodurch die Abhängigkeit der
Lohnarbeit vom Kapital gesteigert und der Umfang ihrer Ausbeutung erhöht wird.
Diese Sachlage innerhalb der bürgerlichen Länder und deren sich
ständig verschärfender Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt erschweren immer mehr
und mehr den Absatz der in stetig wachsender Menge produzierten Waren.
Die Überproduktion, die sich in mehr oder weniger scharfen
Industriekrisen äußert, denen mehr oder weniger ausgedehnte Perioden der
industriellen Stagnation folgen, ist die unvermeidliche Folge der Entwicklung
der Produktivkräfte der bürgerlichen Gesellschaft.
Die Krisen und die Perioden der industriellen Stagnation richten
ihrerseits die Kleinproduzenten noch mehr zugrunde, steigern noch mehr die
Abhängigkeit der Lohnarbeit vom Kapital und führen noch schneller zu einer
relativen und manchmal auch zu einer absoluten Verschlechterung der Lage der
Arbeiterklasse.
Auf diese Weise bedingt die Vervollkommnung der Technik, die doch eine
Steigerung der Arbeitsproduktivität und ein Wachstum des gesellschaftlichen
Reichtums bedeutet, in der bürgerlichen Gesellschaft eine Zunahme der
gesellschaftlichen Ungleichheit, eine Vergrößerung des Abstandes zwischen Besitzenden
und Besitzlosen und ein Anwachsen der Existenzunsicherheit, der
Arbeitslosigkeit und mannigfacher Entbehrungen für immer breitere Schichten der
werktätigen Massen.
Mit dem Wachsen und der Entwicklung aller dieser der bürgerlichen
Gesellschaft eigentümlichen Widersprüche wächst aber gleichermaßen auch die
Unzufriedenheit der werktätigen und ausgebeuteten Klassen mit der bestehenden Ordnung der Dinge, wächst die
Zahl und die Geschlossenheit der Proletarier und verschärft sich ihr Kampf mit
ihren Ausbeutern.
Gleichzeitig schafft die Vervollkommnung der Technik, indem sie die
Produktions- und Umlaufsmittel konzentriert und den Arbeitsprozess in den
kapitalistischen Betrieben vergesellschaftet, immer schneller und schneller die
materielle Möglichkeit einer Ersetzung der kapitalistischen
Produktionsverhältnisse durch kommunistische, d. h. jener sozialen Revolution,
die das Endziel aller Tätigkeit der internationalen Sozialdemokratie als der
bewussten Trägerin der Klassenbewegung des Proletariats ist.
Die soziale Revolution des Proletariats wird, indem sie nach Ersetzung
des Privateigentums an den Produktions- und Umlaufsmitteln durch
gesellschaftliches Eigentum eine planmäßige Organisation des gesellschaftlichen
Produktionsprozesses zur Gewährleistung des Wohlstandes und der allseitigen Entwicklung
aller Mitglieder der Gesellschaft einführt, die Klassenteilung der Gesellschaft
beseitigen und dadurch die ganze geknechtete Menschheit befreien, weil sie
allen Arten der Ausbeutung eines Teiles der Menschheit durch den anderen ein
Ende bereiten wird.
Unerlässliche Voraussetzung dieser sozialen Revolution ist die
Diktatur des Proletariats, d. h. die Eroberung einer solchen politischen Macht
durch das Proletariat, die es ihm erlaubt, jeglichen Widerstand der Ausbeuter
zu unterdrücken.
Die internationale Sozialdemokratie, die sich die Aufgabe stellt, das
Proletariat zu seiner großen historischen Mission zu befähigen, organisiert es
in einer selbständigen, allen bürgerlichen Parteien entgegengesetzten
politischen Partei, leitet alle Äußerungen seines Klassenkampfes, enthüllt ihm
den unversöhnlichen Gegensatz zwischen den Interessen der Ausbeuter und denen
der Ausgebeuteten und macht ihm die historische Bedeutung und die notwendigen
Voraussetzungen der bevorstehenden sozialen Revolution klar.
Gleichzeitig zeigt sie der ganzen übrigen werktätigen und
ausgebeuteten Masse die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage in der kapitalistischen
Gesellschaft und die Notwendigkeit der sozialen Revolution im Interesse ihrer
Befreiung vom Joch des Kapitals.
Die Partei der Arbeiterklasse, die Sozialdemokratie, ruft in ihre
Reihen alle Schichten der werktätigen und ausgebeuteten Bevölkerung, soweit
diese sich auf den Standpunkt des Proletariats stellen.
Auf dem Wege zu ihrem gemeinsamen Endziel, das durch die Herrschaft
der kapitalistischen Produktionsweise in der ganzen zivilisierten Welt bedingt
ist, müssen sich die Sozialdemokraten der verschiedenen Länder unterschiedliche
nächste Aufgaben einerseits deswegen stellen, weil diese Produktionsweise nicht
überall auf der gleichen Entwicklungsstufe steht, andererseits auch deswegen,
weil sich ihre Entwicklung in den einzelnen Ländern in unterschiedlichen
sozialpolitischen Verhältnissen vollzieht.
In Russland, wo der Kapitalismus schon zur herrschenden Produktionsweise
geworden ist, haben sich noch sehr zahlreiche Überreste unserer alten, vorkapitalistischen
Ordnung erhalten, die sich auf die Versklavung der werktätigen Massen durch die
Gutsbesitzer, den Staat oder das Staatsoberhaupt gründete.
Diese Überreste, die dem (Wirtschaftlichen Fortschritten stärkstem
Maße im Wege stehen, verhindern eine allseitige Entwicklung des Klassenkampfes
des Proletariats, unterstützen die Erhaltung und Verstärkung der barbarischsten
Formen der Ausbeutung der viele Millionen zählenden Bauernschaft durch den
Staat und die besitzenden Klassen und halten das ganze Volk in Unwissenheit und
Rechtlosigkeit.
Sie ist ihrer ganzen Natur nach jeglicher gesellschaftlichen Bewegung
feindlich gesinnt und muss der schlimmste Gegner aller Freiheitsbestrebungen
des Proletariats sein.
Daher stellt sich die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands als
nächste politische Aufgabe den Sturz der zaristischen Selbstherrschaft und
deren Ersetzung durch eine demokratische Republik, deren Verfassung
gewährleisten soll:
1. Die
Selbstherrschaft des Volkes, d. h. die Zusammenfassung der gesamten obersten
Staatsgewalt in den Händen einer gesetzgebenden Versammlung, die aus Vertretern
des Volkes zusammengesetzt ist und eine Kammer bildet.
2.
Allgemeines, gleiches und direktes Wahlrecht sowohl bei den Wahlen zur
gesetzgebenden Versammlung als auch zu allen örtlichen Selbstverwaltungsorganen
für alle Bürger und Bürgerinnen, die das 20. Lebensjahr er
reicht haben; geheime Stimmabgabe bei den Wahlen; das Recht jedes Wählers, in
alle Vertretungskörperschaften gewählt zu werden; zweijährige
Parlamentsperioden; Diäten für die Volksvertreter.
3.
Weitgehende örtliche Selbstverwaltung; Gebiets-Selbstverwaltung für alle
Gegenden, die sich durch besondere Lebensbedingungen und durch die
Zusammensetzung der Bevölkerung auszeichnen.
4.
Unverletzlichkeit der Person und der Wohnung.
5.
Uneingeschränkte Gewissens-, Rede-, Presse-, Versammlungs-, Streik- und
Vereinigungsfreiheit.
6. Freizügigkeit
und Gewerbefreiheit.
7.
Abschaffung der Stände und volle Gleichberechtigung aller Bürger, unabhängig
von Geschlecht, Religion, Rasse und Nationalität.
8. Das
Recht der Bevölkerung auf Bildung in der Muttersprache, gewährleistet durch
Schaffung der hierfür erforderlichen Schulen auf Kosten des Staates und der
Selbstverwaltungsorgane; das Recht jedes Bürgers, auf Versammlungen in der
Muttersprache zu sprechen; die gleichberechtigte Einführung der Muttersprache
neben der Staatssprache in allen örtlichen gesellschaftlichen und staatlichen
Institutionen.
9.
Das Selbstbestimmungsrecht für alle
Völker, die zum
Staatsverband gehören.
10. Das
Recht jeder Person, im gewöhnlichen Verfahren jeden beliebigen Beamten vor dem
Geschworenengericht zu belangen.
11. Die
Wahl der Richter durch das Volk.
12. Die
Ersetzung des stehenden Heeres durch eine allgemeine Bewaffnung des Volkes.
13. Die
Trennung der Kirche vom Staat und der Schule von der Kirche.
14.
Unentgeltliche und obligatorische Allgemein- und Berufsbildung für alle Kinder
beiderlei Geschlechts bis zum Alter von 16 Jahren; die Versorgung
der armen Kinder mit Nahrung, Bekleidung und Lernmitteln auf Kosten des
Staates.
Als Grundvoraussetzung der Demokratisierung unseres Staatshaushaltes
fordert die SDAPR: Abschaffung aller indirekten Steuern und Einführung der
progressiven Einkommens- und Erbschaftssteuer.
Im
Interesse des Schutzes der Arbeiterklasse vor körperlichem und sittlichem
Verfall wie auch im Interesse der Entwicklung ihrer Fähigkeit zum Befreiungskampf
fordert die Partei:
1. die
Begrenzung des Arbeitstages auf acht Stunden für alle Lohnarbeiter.
2. die
gesetzliche Einführung einer wöchentlichen Ruhepause mit einer ununterbrochenen
Dauer von mindestens 42 Stunden für die Lohnarbeiter
beiderlei Geschlechts in allen Zweigen der Volkswirtschaft.
3. das
absolute Verbot von Überstunden.
4. das
Verbot der Nachtarbeit (von 9 Uhr abends bis 6 Uhr morgens) in allen Zweigen
der Volkswirtschaft mit Ausnahme derjenigen, in denen sie aus technischen, von
den Arbeiterorganisationen
gebilligten Gründen unbedingt notwendig ist.
5. den
Unternehmern die Verwendung der Arbeit von Kindern im Schulalter(bis zu 16
Jahren) zu verbieten und die Arbeitszeit der Jugendlichen(16-18 Jahre) auf 6
Stunden zu begrenzen.
6. das
Verbot der Frauenarbeit in jenen Wirtschaftszweigen, in denen sie dem
weiblichen Organismus schädlich ist; die Arbeitsbefreiung der Frauen während
vier Wochen vor und sechs Wochen nach der Niederkunft bei Fortzahlung des
Arbeitslohnes in üblicher Höhe für diesen gesamten Zeitraum.
7. die
Einrichtung von Säuglings- und Kinderkrippen bei allen Werken, Fabriken und
anderen Betrieben, in denen Frauen arbeiten; die Arbeitsbefreiung von
stillenden Frauen wenigstens alle drei Stunden für mindestens
eine halbe Stunde.
8. die
staatliche Versicherung der Arbeiter für den Fall des Alters und des völligen
oder teilweisen Verlustes der Arbeitsfähigkeit auf Kosten eines Sonderfonds,
der mittels einer besonderen Besteuerung der Kapitalisten gebildet wird.
9. das
Verbot der Entrichtung des Arbeitslohnes in Waren; die Festsetzung der
wöchentlichen Entlohnung in Geld für ausnahmslos alle Arbeitsverträge und die
Lohnzahlung während der Arbeitszeit.
10. das
Verbot für die Unternehmer, Geldabzüge vom Arbeitslohn vorzunehmen, aus welchem
Anlass und zu welchem Zwecke sie auch immer geschehen
sollen (Strafen, Ausschuss u. a. m.).
11. die
Ernennung einer genügenden Anzahl von Fabrikinspektoren in allen Zweigen der
Volkswirtschaft und die Ausdehnung der Aufsicht der Fabrikinspektion auf alle
Unternehmen, die Lohnarbeit verwenden, einschließlich der staatlichen (die
Arbeit des Hausgesindes gehört ebenfalls in den Be
reich dieser Aufsicht); die Ernennung von Inspektorinnen für die Wirtschaftszweige,
in denen Frauenarbeit verwendet wird; die Mitwirkung von
den Arbeitern gewählter und vom Staate bezahlter Vertreter bei der Überwachung
der Einhaltung der Fabrikgesetze und ebenso der Festsetzung der
Leistungslohnsätze, der Abnahme des Materials und seiner Verwerfung als
Ausschuss sowie der Arbeitsergebnisse.
12. die
Überwachung des sanitären Zustandes der den Arbeitern von den Unternehmern
vermieteten Wohnräume wie auch der Hausordnung für diese
Räume und ihrer Mietbedingungen durch Organe der örtlichen Selbstverwaltung
unter Mitwirkung von den Arbeitern gewählter Vertreter, um die Lohnarbeiter vor
Eingriffen der Unternehmer in ihr Leben und ihre Betätigung als Privatpersonen
und Bürger zu schützen.
13. die Einrichtung
einer gut organisierten, in ihrer gesamten ärztlich-sanitären Organisation von
den Unternehmern völlig unabhängigen Gesundheitsaufsicht in allen Unternehmen,
die Lohnarbeit verwenden; unentgeltliche medizinische Hilfe für die Arbeiter
und Lohnfortzahlung während der Krankheit auf Kosten der Unternehmer.
14. die
Einführung der strafrechtlichen Verantwortlichkeit der Arbeitgeber für eine
Verletzung der Arbeitsschutzgesetze.
15. die
Errichtung von je zur Hälfte mit Vertretern der Unternehmer und der Arbeiter
besetzten Gewerbegerichten in allen Zweigen der Volkswirtschaft.
16. die
Verpflichtung der örtlichen Selbstverwaltungsorgane zur Gründung
von Vermittlungskontoren für die Anwerbung von einheimischen und zu gewanderten
Arbeitern (Arbeitsnachweisen) in allen Zweigen der Volks
wirtschaft, und die Mitwirkung von
Vertretern der örtlichen Arbeiterorganisationen in deren Verwaltung.
Zwecks
Beseitigung der Überreste der Leibeigenschaft, die als schweres Joch,
unmittelbar auf den Bauern liegen, und im Interesse einer freien Entwicklung
des Klassenkampfes auf dem Dorfe fordert die Partei vor allem:
1. die
Abschaffung der Einlösegelder und der Grundzinsen sowie aller Verpflichtungen,
die gegenwärtig auf der Bauernschaft als besteuertem Stande
lasten.
2. die
Aufhebung aller Gesetze, die den Bauern in der Verfügung über sein Land
beschränken.
3. die
Rückerstattung der Geldbeträge an die Bauern, die ihnen in Form von
Einlösegeldern oder Grundzinsen abgenommen worden sind; die Beschlagnahme des
Kloster- und Kirchenbesitzes sowie
der Lehens-, Kabinetts- und
Personen der Zarenfamilie gehörenden Güter, gleichzeitig die Belegung der
adligen Großgrundbesitzer, die sich ein Einlösedarlehn zunutze gemacht haben,
mit einer Landsteuer; die Umwandlung der auf diese Weise erlangten Summen in
einen besonderen nationalen Fonds für kulturelle und wohltätige Bedürfnisse der
Dorfgemeinden.
4. die
Bildung von Bauernkomitees
a) für die
Rückerstattung (mittels Expropriation oder - falls der Boden von Hand zu Hand
gegangen ist - Rückkauf durch den Staat auf Kosten des adligen
Großgrundbesitzes) der Landstücke an die Dorfgemeinschaften, die bei der
Aufhebung der Leibeigenschaft vom Land der Bauern abgetrennt worden sind und
in den Händen der Gutsbesitzer als Mittel ihrer Unterjochung dienen;
b)für die
Übergabe jenes Bodens in das Eigentum der Bauern im Kaukasus, den sie nutzen,
als vorübergehend Verpflichtete, Chisanen u. a. m.;
c) für die
Beseitigung der Überreste der Leibeigenschaftsverhältnisse, die im Ural, im
Altai, in der Westregion und in anderen Gebieten des Staates
erhalten geblieben sind.
5. die
Ermächtigung der Gerichte, unmäßig hohe Pachtgelder herabzusetzen und Verträge
mit Knechtschaftscharakter für nichtig zu erklären.
Indem sie die Erreichung ihrer nächsten Ziele anstrebt, unterstützt
die SDAPR jede oppositionelle und revolutionäre Bestrebung, die gegen die in
Russland
bestehende gesellschaftliche und politische Ordnung gerichtet ist, lehnt aber
gleichzeitig entschieden alle jene Reformvorschläge ab, die mit einer wie auch
immer gearteten Ausdehnung oder Festigung der polizeilich-bürokratischen
Bevormundung der werktätigen Klassen verbunden sind.
Die SDAPR ihrerseits ist davon überzeugt, daß
die vollständige, folgerichtige und dauerhafte Verwirklichung der genannten
politischen und sozialen Umwandlungen allein durch den Sturz der
Selbstherrschaft und die Einberufung einer Verfassungsgebenden Versammlung
erreichbar ist, die vom ganzen Volke frei gewählt ist.
[1]
Siehe KPSS F RESOLIUTSIAKH I
REZENIAKH SEZDOV, KONFERENTSI I PLENUMOV SK (Die KPsSU in Entschließungen und Beschlüssen der
Parteikongresse, Parteikonferenzen und Plenartagungen des ZK), Bd. I, Moskau,
1954, S. 37 ff.; auch VTOROI SEZD RSDRP. PROTOKOLY (Zweiter Kongress der
SDAPR, Protokolle), Moskau, 1959, S. 418 ff.