THEORETISCHE UND POLITISCHE GRUNDLAGEN DES
REVOLUTIONÄREN MARXISMUS
FÜR DEN PROLETARISCHEN KLASSENKAMPF, DER SICH AUF DEN AUFBAU EINER
WELTGESELLSCHAFT
OHNE AUSBEUTUNG DES MENSCHEN DURCH DEN
MENSCHEN
UND DER
NATIONEN DURCH DIE NATIONEN AUSRICHTET
IN ERINNERUNG AN
FRIEDRICH ENGELS :
DEN
GROSSEN KÄMPFER UND LEHRER DES MODERNEN PROLETARIATS
(Zu
seinem 110. Todestag am 5. August 2005)
WLADIMIR
ILITSCH LENIN[1]
Konzeption und Organisation, Sammlung, Revision und neue
Veröffentlichung
Asturig Emil von München
Festschrift für Aníbal Cienfuegos und den Schwarzen Kommandant
August 2005
Übersetzung in eine neolateinische Sprache
„Das Pech ist vielmehr, dass ich, seit wir Marx verloren, ihn vertreten soll. Ich
habe mein Leben lang das getan, wozu ich gemacht war, nämlich zweite Violine spielen,
und glaube auch, meine Sache ganz passabel gemacht zu haben. Und ich war froh,
so eine famose erste Violine zu haben wie Marx.
Wenn ich nur aber plötzlich in Sachen der Theorie Marx’ Stelle vertreten und
erste Violine spielen soll, so kann das nicht ohne Böcke abgehen, und niemand
spürt das mehr als ich. Und wenn erst die Zeiten etwas bewegter werden, dann
wird uns erst recht fühlbar werden, was wir an Marx verloren haben. Den Überblick, mit dem er im gegebnen Moment,
wo rasch gehandelt werden musste, stets das Richtige traf, und sofort auf den
entscheidenden Punkt losging, den hat keiner von uns. In ruhigen Zeiten kam es
wohl vor, dass die Ereignisse mir, ihm gegenüber, dann und wann Recht gaben,
aber in revolutionären Momenten war sein Urteil fast unfehlbar.“[2]
“Kakoi svietil’nik
razuma pogas,
Welch’ Leuchte der Vernunft ist nun erlöschen,
Kakoie sierdtse bit’ssa
perestalo !
Was für ein Herz hat aufgehört zu schlagen!”
Nikolai Alexeievitch
Nekrassow[3]
Am 5. August neuen Stils (24. Juli) 1895 verschied in
London Friedrich Engels.
Engels war nach seinem Freunde Karl
Marx (der 1883 starb) der bedeutendste Gelehrte und Lehrer des modernen
Proletariats in der ganzen zivilisierten Welt.
Seitdem das Schicksal Karl Marx und Friedrich Engels
zusammengeführt hatte, wurde die Lebensarbeit der beiden Freunde zu ihrer
gemeinsamen Sache.
Um zu verstehen, was Friedrich Engels für das
Proletariat geleistet hat, muss man sich daher über die Bedeutung der Lehre und
des Wirkens von Marx für die Entwicklung der modernen Arbeiterbewegung völlig
im Klaren sein.
Marx und Engels wiesen als erste nach, dass die
Arbeiterklasse mit ihren Forderungen ein notwendiges Produkt der modernen
Wirtschaftsordnung ist, die mit der Bourgeoisie zwangsläufig auch das
Proletariat erzeugt und organisiert.
Sie zeigten, dass nicht wohlgemeinte Versuche einzelner
hochsinniger Persönlichkeiten, sondern der Klassenkampf des organisierten
Proletariats die Menschheit von den Drangsalen erlösen wird, die sie heute
bedrücken.
Marx und Engels setzten in ihren wissenschaftlichen
Arbeiten als erste auseinander, dass der Sozialismus kein Hirngespinst von
Träumern ist, sondern Endziel und notwendiges Resultat der Entwicklung der
Produktivkräfte in der modernen Gesellschaft.
Alle bisherige schriftlich überlieferte Geschichte ist
die Geschichte von Klassenkämpfen, die Aufeinanderfolge von Herrschaft und Sieg
der einen Gesellschaftsklassen über die anderen.
Und das wird so lange weitergehen, bis die Grundlagen
des Klassenkampfes und der Klassenherrschaft verschwinden: das Privateigentum
und die ungeregelte gesellschaftliche Produktion.
Die Interessen des Proletariats fordern die Vernichtung
dieser Grundlagen, und daher muss der bewusste Klassenkampf der organisierten
Arbeiter gegen sie gerichtet werden.
Jeder Klassenkampf aber ist ein politischer Kampf.
Diese Anschauungen von Marx und Engels sind
heute Gemeingut des Gesamten um seine Befreiung kämpfenden Proletariats.
Aber in den vierziger Jahren, als die beiden Freunden
an der sozialistischen Literatur mitzuarbeiten und an den sozialen Bewegungen
des 19. Jahrhunderts ihrer Zeit teilzunehmen begannen, waren solche Anschauungen völlig neu.
Es gab damals viele begabte und unbegabte, ehrliche und
unehrliche Leute, die wohl für den Kampf um politische Freiheit, für den Kampf
gegen die Willkürherrschaft der Monarchen, der Polizei und der Pfaffen
schwärmten, aber den Gegensatz zwischen den Interessen der Bourgeoisie und denen
des Proletariats nicht erkannten.
Diesen Leuten lag sogar der Gedanke völlig fern, dass
die Arbeiter als selbständige gesellschaftliche Kraft auftreten könnten.
Andererseits gab es viele, zuweilen geniale Träumer,
die der Meinung waren, es genüge, die Machthaber und die herrschenden Klassen
von der Ungerechtigkeit der modernen Gesellschaftsordnung zu überzeugen.
Dann würde es ein Leichtes sein, Frieden und
allgemeines Wohlergehen auf Erden zu schaffen.
Sie träumten von einem Sozialismus, der ohne Kampf erreicht
werden könnte.
Schließlich betrachteten damals fast alle Sozialisten
und sonstigen Freunde der Arbeiterklasse das Proletariat nur als ein Geschwür
und sahen mit Entsetzen, wie zugleich mit dem Wachstum der Industrie auch
dieses Geschwür wächst.
Deshalb sannen sie alle darüber nach, wie man die
Entwicklung der Industrie und des Proletariats hemmen, wie man das „Rad
der Geschichte“ aufhalten könnte.
Im Gegensatz zu der allgemeinen Furcht vor der
Entwicklung des Proletariats setzen Marx und Engels alle ihre Hoffnungen
auf das ununterbrochene Wachstum des Proletariats.
Je mehr Proletarier, desto größer ihre Kraft als
revolutionäre Klasse, desto näher und realer der Sozialismus.
In wenigen Worten lassen sich die Verdienste von Marx
und Engels um die Arbeiterklasse wie folgt zusammenzufassen:
Sie erzogen die Arbeiterklasse zur Selbsterkenntnis und
Selbstbewusstsein und setzten an die Stelle der Träumereien die Wissenschaft.
Daher muss jeder Arbeiter mit Engels’ Namen und Leben
bekannt sein, uns daher wir auch in unserem Sammelband, der ebenso wie alle
unsere übrigen Veröffentlichungen den Zweck hat, das Klassenbewusstsein der
russischen Arbeiter zu wecken, einen Abriss des Lebens und Wirkens von Friedrich
Engels bringen, einem der beiden großen Lehrer des modernen
Proletariats.
Engels wurde 1820 in der Stadt Barmen,
in der zum Königreich Preußen gehörenden Rheinprovinz, geboren.
Sein Vater war Fabrikant.
Im Jahre 1838 sah sich Engels durch
Familienverhältnisse gezwungen, das Gymnasium vorzeitig zu verlassen und als
Angestellter in ein Bremer Handelshaus einzutreten.
Die kaufmännische Berufstätigkeit hinderte Engels
nicht, an seiner wissenschaftlichen und politischen Bildung zu arbeiten.
Schon als Gymnasiast hatte er den Absolutismus und die
Beamtenwillkür hassen gelernt.
Das Studium der Philosophie führte ihn weiter.
Damals herrschte in der deutschen Philosophie die Lehre
Hegels,
und Engels
wurde ihr Anhänger.
Obwohl Hegel selber ein Anbeter des absolutistischen
preußischen Staates war, in dessen Diensten er als Professor der Berliner
Universität stand, war die Lehre Hegels revolutionär.
Hegels Glaube an die menschliche Vernunft und
ihre Rechte sowie die Grundthese der Hegelschen Philosophie, dass, sich in der Welt
ein ständiger Änderungs- und Entwicklungsprozess vollziehe, brachten diejenigen
Schüler des Berliner Philosophen, die sich mit der gegebenen Wirklichkeit
nicht abfinden wollten, auf den Gedanken, dass auch der Kampf gegen diese
Wirklichkeit, der Kampf gegen das bestehende Unrecht und das herrschende Übel
im Weltgesetz
der ewigen Entwicklung begründet sei.
Wenn alles sich entwickelt, wenn die einen
Einrichtungen durch andere abgelöst werden, warum sollen dann das autokratische
Regiment des preußischen Königs oder des russischen Zaren, die
Bereicherung einer verschwindenden Minderheit auf Kosten der übergroßen
Mehrheit, die Herrschaft der Bourgeoisie über das Vol ewig währen ?
Hegels Philosophie sprach von einer Entwicklung
des Geistes und der Ideen, sie war eine idealistische Philosophie.
Aus der Entwicklung des Geistes leitete sie die
Entwicklung der Natur, des Menschen und menschlichen Beziehungen, der
gesellschaftlichen Verhältnisse ab.
Marx und Engels, die den Hegelschen Begriff des ewigen
Entwicklungsprozess bewahrten, verwarfen die vorgefasste idealistische
Anschauung[4].
Sie wandten sich dem Leben zu und erkannten, dass nicht
die Entwicklung des Geistes die Entwicklung der Natur erklärt, sondern
umgekehrt, dass der Geist aus der Natur, aus der Materie zu erklären ist...
Im Gegensatz zu Hegel und anderen Hegelianern
waren Marx und Engels Materialisten.
Sie betrachteten die Welt und die Menschheit vom
materialistischen Standpunkt aus und erkannten, dass ebenso wie allen
Naturerscheinungen materielle Ursachen zugrunde liegen, auch die Entwicklung
der menschlichen Gesellschaft durch die Entwicklung materieller Kräfte, der
Produktivkräfte, bedingt ist.
Von der Entwicklung der Produktivkräfte hängen die
Verhältnisse ab, die die Menschen bei der Erzeugung der zur Befriedigung der
menschlichen Bedürfnisse notwendigen Güter eingehen.
In diesen Verhältnissen aber liegt die Erklärung für
alle Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens, der menschlichen Bestrebungen,
Ideen und Gesetze.
Die Entwicklung der Produktivkräfte erzeugt
gesellschaftliche Verhältnisse, die sich auf das Privateigentum gründen.
Jetzt aber sehen wir, wie ebendiese Entwicklung der
Produktivkräfte die Mehrheit der Menschen ihres Eigentums beraubt und es in den
Händen einer verschwindenden Minderheit zusammenballt.
Diese Entwicklung der Produktivkräfte vernichtet das
Eigentum, die Grundlage der modernen Gesellschaftsordnung, sie strebt selber
dem gleichen Ziel zu, das sich die Sozialisten gesteckt haben.
Die Sozialisten müssen nur verstehen, welche
gesellschaftliche Kraft infolge ihrer Stellung in der modernen Gesellschaft an
der Verwirklichung des Sozialismus interessiert ist, und dieser Kraft ihre
Interessen and ihre historische Mission zum Bewusstsein bringen.
Diese Kraft ist das Proletariat.
Engels lernte es kennen in England, in Manchester,
dem Zentrum der englischen Industrie, wohin er 1842 übergesiedelt war, um als
Angestellter in das Handelshaus einzutreten, dem sein Vater als Teilhaber
angehörte.
Engels verbrachte hier seine Zeit nicht nur im
Fabrikkontor.
Er durchwanderte die schmutzigen Stadtviertel, wo die
Arbeiter hausten, und sah mit eigenen Augen ihr Elend und ihre Not.
Aber er begnügte sich nicht mit persönlichen
Beobachtungen.
Er las alles, was vor ihm über die Lage der englischen
Arbeiterklasse geschrieben worden war, er studierte sorgfältig alle ihm
zugänglichen amtlichen Dokumente.
Die Frucht dieser Studien und Beobachtungen war das
1845 erschienene Buch:
„Die Lage der
arbeitenden Klasse in England."[5]
Wir haben oben bereits erwähnt, worin das
Hauptverdienst von Engels als dem Verfasser der „Lage der arbeitenden Klasse in
England" besteht.
Auch vor Engels hatten sehr viele die Leiden
des Proletariats geschildert und auf die Notwendigkeit hingewiesen, ihm zu
helfen.
Engels aber hat als erster gesagt, dass das
Proletariat nicht nur eine leidende Klasse ist; dass gerade die
schmachvolle wirtschaftliche Lage, in der sich das Proletariat befindet, es
unaufhaltsam vorwärts treibt und es zwingt, für seine endgültige Befreiung zu
kämpfen.
Das kämpfende Proletariat aber wird sich selbst helfen.
Die politische Bewegung der Arbeiterklasse wird die
Arbeiter unvermeidlich zu der Erkenntnis führen, dass es für sie keinen
anderen Ausweg gibt als den Sozialismus.
Anderseits wird der Sozialismus nur dann eine Macht
sein, wenn er zum Ziel des politischen Kampfes der Arbeiterklasse geworden
ist.
Das sind die Grundgedanken des Buches von Engels
über die Lage der Arbeiterklasse in England, Gedanken, die sich heute
das gesamte denkende und kämpfende Proletariat zu Eigen gemacht hat, die aber
damals völlig neu waren.
Diese Gedanken wurden in einem hinreißend
geschriebenen Buch niedergelegt, das voll ist von wahrheitsgetreuen und
erschütternden Bildern aus dem Elendsleben des englischen Proletariats.
Dieses Buch war eine furchtbare Anklage gegen den
Kapitalismus und die Bourgeoisie.
Der Eindruck, den es hervorrief, war sehr stark.
Man begann sich allenthalben auf das Buch von Engels
zu berufen als auf die beste Darstellung der Lage des modernen Proletariats.
In der Tat: weder vor 1845 noch später ist eine so
eindrucksvolle und wahrheitsgetreue Schilderung der Notlage der Arbeiterklasse
erschienen.
Zum Sozialisten wurde Engels erst in England.
Er trat in Manchester mit den Führern der
damaligen englischen Arbeiterbewegung in Verbindung und begann in der
englischen sozialistischen Presse mitzuarbeiten.
Als Engels im Jahre 1844 nach Deutschland
zurückkehrte, wurde er auf der Durchreise in Paris mit Marx
bekannt, mit dem er schon früher in Briefwechsel gestanden hatte.
Marx war in Paris unter dem Einfluss
der französischen Sozialisten und des französischen Lebens ebenfalls zum
Sozialisten geworden.
Hier schrieben die Freunde gemeinsam das Buch:
„Die heilige
Familie, oder Kritik der kritischen Kritik."[6]
Dieses Buch, das ein Jahr vor der „Lage der arbeitenden Klasse in
England" erschien und zum größten Teil von Marx geschrieben ist,
enthält die Grundlagen des revolutionär-materialistischen Sozialismus,
dessen Hauptgedanken wir oben dargelegt haben.
„Die heilige Familie", das ist eine
scherzhafte Bezeichnung für die Philosophen Gebrüder Bauer und ihre
Anhänger.
Diese Herren predigten eine Kritik, die über jeder
Wirklichkeit steht, über den Parteien und der Politik, die jede praktische
Tätigkeit verneint und sich damit begnügt, die Umwelt und die in ihr vor sich
gehenden Ereignisse nur „kritisch" zu betrachten.
Die Herren Bauer urteilten über das Proletariat
von oben herab, als über eine unkritische Masse.
Dieser unsinnigen und schädlichen Richtung traten Marx
und Engels entschieden entgegen.
Im Namen der wahren menschlichen Persönlichkeit, des
von den herrschenden Klassen und vom Staate getretenen Arbeiters, fordern sie
statt der Betrachtung den Kampf für eine bessere Gesellschaftsordnung.
Die zu diesem Kampf fähige und an ihm interessierte
Kraft sehen sie natürlich im Proletariat.
Engels hatte schon vor der „Heiligen Familie", in
den von Marx und Rüge herausgegebenen „Deutsch-Französischen
Jahrbüchern", seine „Umrisse zu einer Kritik der
Nationalökonomie" veröffentlicht, in denen er vom sozialistischen
Standpunkt aus die grundlegenden Erscheinungen der modernen Wirtschaftsordnung
als zwangsläufige Folgen der Herrschaft des Privateigentums untersuchte.[7]
Der Umgang mit Engels trug zweifellos dazu bei,
dass Marx
den Entschluss fasste, sich mit der politischen Ökonomie zu befassen, jener
Wissenschaft, in der seine Werke dann eine wahre Umwälzung hervorgerufen haben.
Die Zeit von 1845 bis 1847 verbrachte Engels
in Brüssel
und Paris,
wo er wissenschaftliche Studien mit praktischer Tätigkeit unter den deutschen
Arbeitern dieser beiden Städte verband.
Hier knüpften Engels und Marx Beziehungen an zu
dem geheimen deutschen „Bund der Kommunisten", der
ihnen den Auftrag gab, die Grundprinzipien des von ihnen ausgearbeiteten
Sozialismus darzulegen[8].
So entstand das im Jahre 1848 veröffentlichte berühmte
„Manifest
der Kommunistischen Partei" von Marx und Engels.
Dieses kleine Büchlein wiegt ganze Bände auf: Sein
Geist beseelt und bewegt bis heute das gesamte organisierte und kämpfende
Proletariat der zivilisierten Welt.
Die Revolution von 1848, die zuerst in Frankreich
ausbrach und dann auch auf andere Länder Westeuropas übergriff, führte Marx
und Engels in die Heimat zurück.
Hier, in Rheinpreußen, leiteten sie die
demokratische „Neue Rheinische Zeitung", die in Köln herausgegeben wurde.[9]
Die beiden Freunde waren die Seele aller
revolutionär-demokratischen Bestrebungen in Rheinpreußen.
Sie verteidigten bis zuletzt die Interessen des Volkes
und der Freiheit gegen die Kräfte der Reaktion.
Diese gewannen bekanntlich die Oberhand.
Die „Neue Rheinische Zeitung" wurde
verboten.
Marx, der während seines Emigrantenlebens die
Rechte eines preußischen Staatsangehörigen verloren hatte, wurde ausgewiesen.
Engels jedoch nahm an dem bewaffneten Volksaufstand
teil, kämpfte in drei Gefechten für die Freiheit.
Nach der Niederlage der Aufständischen flüchtete er
über die Schweiz nach London.
Auch Marx ließ sich in London
nieder.
Engels wurde bald wieder Angestellter und später
Teilhaber des Handelshauses in Manchester, in welchem er schon in
den vierziger Jahren tätig gewesen war.
Bis 1870 lebte er in Manchester und Marx
in London,
was sie nicht hinderte, den lebhaftesten geistigen Verkehr zu pflegen: fast
täglich wechselten sie Briefe.
In diesem Briefwechsel tauschten die Freunde ihre
Ansichten und Kenntnisse aus und arbeiteten gemeinsam an der Fortentwicklung
des wissenschaftlichen
Sozialismus.
Im Jahre 1870 siedelte Engels nach London
über, und bis 1883, bis zum Tode von Marx, währte ihr von angestrengter
Arbeit erfülltes gemeinsames geistiges Leben.
Die Frucht dieser Arbeit war - was Marx anbelangt - „Das
Kapital", das größte Werk unseres Zeitalters auf dem Gebiet der politischen
Ökonomie, und, was Engels betrifft, eine ganze Reihe
größerer und kleinerer Schriften.
Marx arbeitete an der Untersuchung der
"komplizierten Erscheinungen der kapitalistischen Wirtschaft.
Engels beleuchteten in außerordentlich flüssig
geschriebenen, oft polemischen Arbeiten die allgemeinsten wissenschaftlichen
Fragen und die verschiedensten Erscheinungen der Vergangenheit und Gegenwart im
Geiste der materialistischen Geschichtsauffassung und der ökonomischen
Theorie von Marx.
Von diesen Engelsschen Arbeiten seien genannt:
·
die polemische Schrift gegen Dühring (in ihr werden
die tiefsten Probleme der Philosophie, der Natur- und Gesellschaftswissenschaft
untersucht)[10] ;
·
„Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des
Staats" (russische Übersetzung in 3. Auflage, St. Petersburg 1895)[11] ;
·
„Ludwig Feuerbach" (russische
Übersetzung mit Anmerkungen von G. Plechanow, Genf 1892)[12] ;
·
ein Artikel über die Außenpolitik der russischen
Regierung (in russischer Übersetzung im Genfer „Sozialdemokrat" Nr.
1 und 2)[13] ;
·
die ausgezeichneten Artikel über die Wohnungsfrage[14] ;
·
und schließlich zwei kleine, aber sehr wertvolle Artikel
über die Ökonomische Entwicklung Russlands („Friedrich Engels über
Rußland", ins Russische übertragen von W. I. Sassulitsch, Genf
1894).[15]
Marx starb, ohne sein gewaltiges Werk über das
Kapital in endgültiger Form bearbeitet zu haben.
Im Rohentwurf war es jedoch schon fertig.
Und nun machte sich Engels nach dem Tode
seines Freundes an die schwere Arbeit, Band II und III des „Kapitals"
zu bearbeiten und herauszugeben.
Im Jahre 1885 gab er Band II, 1894 Band III heraus (zur
Bearbeitung von Band IV kam er nicht mehr)[16].
Die Herausgabe dieser beiden Bände erforderte
außerordentlich viel Arbeit.
Der Österreichische Sozialdemokrat Adler hat mit Recht
gesagt, Engels habe seinem genialen Freunde mit der Herausgabe von Band
II und III des „Kapitals" ein großartiges Denkmal gesetzt, auf dem
er, ohne es beabsichtigt zu haben, seinen eigenen Namenszug mit
unauslöschlichen Lettern eingetragen hat.
In der Tat, diese beiden Bände des „Kapitals"
sind das Werk von zweien: von Marx und Engels.
Antike Sagen berichten von manchen rührenden Beispielen
der Freundschaft.
Das europäische Proletariat kann sagen, dass seine
Wissenschaft von zwei Gelehrten und Kämpfern geschaffen worden ist, deren
Verhältnis die rührendsten Sagen der Alten über menschliche Freundschaft in den
Schatten stellt.
Engels hat stets - und im Allgemeinen durchaus
mit Recht - Marx den Vorrang gegeben.
Einem alten Freund schrieb er:
„Bei Marx' Lebzeiten habe ich die zweite Violine
gespielt."[17]
Seine Liebe zu dem lebenden Marx und seine Ehrfurcht
vor dem Andenken des Verstorbenen waren grenzenlos.
Dieser harte Kämpfer und strenge Denker konnte aus
tiefstem Herzen lieben.
Nach der Bewegung von 1848/1849 beschäftigten
sich Marx
und Engels im Exil nicht nur mit wissenschaftlichen Arbeiten.
Marx gründete 1864 die „Internationale
Arbeiterassoziation" und leitete diese Vereinigung im Laufe eines
vollen Jahrzehnts.
Auch Engels nahm an ihrer Arbeit lebhaften
Anteil.
Die Tätigkeit der „Internationalen Arbeiterassoziation",
die nach dem Plane von Marx die Proletarier aller Länder
vereinigen sollte, war für die Entwicklung der Arbeiterbewegung von ungeheurer
Tragweite.
Aber auch nach der Auflösung der „Internationalen
Arbeiterassoziation" in den siebziger Jahren hörten Marx
und Engels nicht auf, als Einiger der Arbeiterklasse zu wirken.
Im Gegenteil: man könnte sagen, dass ihre Bedeutung als
geistige Führer der Arbeiterbewegung immer größer wurde, weil auch die Bewegung
selbst ununterbrochen wuchs.
Nach dem Tode von Marx war es Engels allein, der fortfuhr,
als Berater und Führer der europäischen Sozialisten zu wirken.
Sowohl die deutschen Sozialisten, deren Kraft trotz der
Regierungsverfolgungen schnell und ununterbrochen zunahm, als auch die
Vertreter zurückgebliebener Länder, beispielsweise Spanier, Rumänen, Russen,
die ihre ersten Schritte überlegen und erwägen mussten, wandten sich an ihn um
Rat und Anleitung.
Sie alle schöpften aus der reichen Schatzkammer der
Kenntnisse und Erfahrungen des alten Engels.
Marx und Engels, die beide mit der russischen
Sprache vertraut waren und russische Bücher lasen, interessierten sich lebhaft
für Russland.
Sie verfolgten mit Sympathie die russische
revolutionäre Bewegung und unterhielten Beziehungen zu russischen
Revolutionären.
Sie waren beide aus Demokraten zu Sozialisten
geworden, und das demokratische Gefühl des Hasses gegen politische Willkür war
bei ihnen außerordentlich stark.
Dieses unmittelbare politische Gefühl, gepaart mit
tiefem theoretischem Verständnis für den Zusammenhang zwischen politischer
Willkür und wirtschaftlicher Unterdrückung, sowie ihre reichen
Lebenserfahrungen machten Marx und Engels gerade in
politischer Hinsicht außerordentlich feinfühlig.
Der heroische Kampf des kleinen Häufleins russischer
Revolutionäre gegen die mächtige Zarenregierung fand daher bei diesen bewährten
Revolutionären den wärmsten Widerhall.
Hingegen erschien ihnen die Tendenz, um vermeintlicher
ökonomischer Vorteile willen sich von der unmittelbarsten und wichtigsten
Aufgabe der russischen Sozialisten, der Eroberung der politischen Freiheit,
abzuwenden, naturgemäß verdächtig, ja, sie wurde von ihnen geradezu als Verrat
an der großen Sache der sozialen Revolution betrachtet.
„Die Befreiung der Arbeiterklasse kann nur das Werk
der Arbeiterklasse selbst sein", lehrten Marx und Engels ständig.
Um aber für seine ökonomische Befreiung zu kämpfen,
muss das Proletariat sich gewisse politische Rechte erobern.
Außerdem haben sowohl Marx als auch Engels
klar gesehen, dass die politische Revolution in Russland
auch für die westeuropäische Arbeiterbewegung von ungeheurer Tragweite sein
wird.
Das absolutistische Russland ist von
jeher das Bollwerk der gesamten europäischen Reaktion gewesen.
Die außerordentlich vorteilhafte internationale Lage Russlands
infolge des Krieges von 1870, der Deutschland und Frankreich für lange Zeit
verfeindete, hat natürlich die Bedeutung des absolutistischen Russlands
als einer reaktionären Macht nur gesteigert.
Nur ein freies Russland, das nicht nötig
hat, die Polen, Finnen, Deutschen, Armenier und andere kleine Völker zu
unterdrücken noch Frankreich und Deutschland ständig gegeneinander zu
hetzen, wird das jetzige Europa frei von Kriegsbürden aufatmen lassen, wird
alle reaktionären Elemente in Europa schwächen und die Kraft der europäischen
Arbeiterklasse mehren.
Aus diesem Grunde hegte Engels auch im Interesse
der Erfolge
der Arbeiterbewegung im Westen den heißen Wunsch, in Russland möge die politische
Freiheit ihren Einzug halten.
Die russischen Revolutionäre haben in ihm ihren besten
Freund verloren.
Ewiges Gedenken dem großen Kämpfer und Lehrer des
Proletariats Friedrich Engels!
VERLAG DER SCHULE FÜR AGITATOREN UND INSTRUKTOREN
“KOMMUNISTISCHE REVOLUTIONÄRE UNIVERSITÄT J. M. SVERDLOV”
ZUR MARXISTISCH-REVOLUTIONÄREN AUSBILDUNG, ORGANISATION UND FÜHRUNG
DES PROLETARIATS UND DESSEN UNTERDRÜCKTE VERBÜNDENTEN
MOSKAU – BUENOS AIRES - SÃO PAULO - PARIS
[1] Cf. LENIN, WLADIMIR ILITSCH ULIANOW. Friedrich
Engels (Herbst 1895), in : V. I. Lenin. Polnoe Sobranie Sotchinenii (Sämtliche
Werke), Moskau : GIPL, 1961, Bd. 2, S. 3 ff.; DERS. ibidem, in : Lenin Werke, Berlin : Dietz, Bd. 2, S. 5 ff. Es
sei angemerkt, dass die vorliegende nekrologische Abhandlung Lenins
wurde zum ersten Mal beim “Rabotnik (Der Arbeiter), Nr. ½,
März 1896 veröffentlicht. “Rabotnik“ war ein unregelmäßig
erscheinender Sammelband, den der “Soiuz Russkikh Sotsial-Demokratov(Bund russischer Sozialdemokraten)” auf Initiative Lenins während der Jahre 1896 bis
1899 herausgab. Am 25. April (7.Mai) 1895 fuhr Lenin ins Ausland, um mit
der Gruppe “Osvoboschdenje Truda (Befreiung der Arbeit)” Verbindung
aufzunehmen und die westeuropäische Arbeiterbewegung kennen zu lernen. In der
Schweiz vereinbarte er mit G. W. Plechanow, P. B. Axelrod und
anderen Mitgliedern der Gruppe die Herausgabe und Redaktion des Sammelbandes.
In September 1895 nach Russland zurückgekehrt, leistete Lenin eine umfangreiche
Arbeit, um den Sammelband mit Artikeln und Korrespondenzen aus Russland zu
versorgen und materielle Unterstützung für diese Druckschrift zu organisieren.
Die erste Nummer des “Rabotnik“, in der Lenins
Artikel „Friedrich Engels“ veröffentlicht wurde und für die Lenin
mehrere Korrespondenzen vorbereitete und einsandte, ist nicht vor März 1896
erschienen. Insgesamt sind 6 Nummern des “Rabotnik“ in drei Heften und 10
Nummer des „Listok Rabotnika (Folha do Trabalhador)“ erschienen.
[2] Siehe ENGELS, FRIEDRICH. Brief an Johann Philipp Becker (15.10.1884), in : Marx und Engels’ Werke, Bd. 18, Berlin : Dietz Verlag, Bd. 36, S. 218 ff.
[3] Das Motto zu seinem Artikel „Friedrich Engels“ hat Lenin
N.
A. Nekrassows Gedicht „Dem Andenken Dobroljubows“
entnommen. Siehe NEKRASSOW, NIKOLAI
ALEXEIEVITCH. Pamiati Dobroljubowa (In Erinnerung an Dobroliubow), in: Polnoe Sobranie Sotichinenii(Sämtliche
Werke), Bd. 2, Moskau, 1948, S. 200.
[4] Lenins Anmerkung: „Marx und Engels haben es öfters darauf hingewiesen, dass
sie in ihrer geistigen Entwicklung den großen deutschen Philosophen und
insbesondere Hegel vieles verdanken.
Ohne die deutsche Philosophie, sagt Engels, gäbe es auch keinen wissenschaftlichen Sozialismus.“ Siehe ENGELS, FRIEDRICH. Ergänzung der
Vorbemerkung von 1870 zu “Der Deutsche Bauernkrieg”(1875), in : Marx und
Engels’ Werke, Bd. 18, Berlin : Dietz Verlag, S. 516.
[5] Siehe DERS.
Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Nach eigner Anschauung und
authentischen Quellen(November 1844 – März 1845), in : ebenda, Bd. 2, S. 225
ff. Siehe auch DERS. Die Lage der
arbeitenden Klasse in England („Rheinische Zeitung“ Nr. 359 vom 25.12.1842), in
: ebenda, Bd. 1, S. 464 und 465.
[6] Siehe DERS. Die
heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik. Gegen Bruno Bauer und Konsorten (September – November 1844), in :
ebenda, Bd. 2, S. 3 ff.
[7] Siehe DERS. Umrisse
zu einer Kritik der Nationalökonomie („Deutsch-Französische Jahrbücher“, Januar
1844), in : ebenda, Bd. 1, S. 499 ff. Die Zeitschrift „Deutsch-Französische Jahrbücher“
wurde von Karl Marx gemeinsam mit Arnold Ruge in Paris gegründet. Es
erschien lediglich eine (Doppel-)Nummer in Februar 1844.
[8] Der „Bund der Kommunisten“ war die erste
Organisation des internationalen und des deutschen Proletariats, gegründet in
Juni 1847 in London auf einer Konferenz des „Bundes der Gerechten“, der
dort in den „Bund der Kommunisten“ umgewandelt wurde. Die Führer des “Bundes
der Kommunisten“ waren Marx und Engels, die im Auftrage
dieser Organisation das „Manifest der Kommunistischen Partei“ verfassten.
Der „Bund
der Kommunisten“ bestand bis November 1852. Über seine Geschichte siehe
den Artikel von ENGELS, FRIEDRICH. Zur
Geschichte des Bundes der Kommunisten (1885), in : ebenda, Bd. 21, S. 206 ff.
[9] Die „Neue Rheinische Zeitung“ wurde vom 1.
Juni 1848 bis zum 19. Mai 1849 in Köln unter der Leitung von Karl
Marx und Friedrich Engels herausgegeben. Ihr Chefredakteur war Marx.
„Keine deutsche Zeitung“, schrieb
Engels,
„weder vorher noch nachher, hat
je die Macht und den Einfluss besessen, hat es verstanden, so die
proletarischen Massen zu elektrisieren wie die „Neue Rheinische“.“ Siehe DERS. Marx und die „Neue Rheinische
Zeitung“ 1848-1849 (Februar – März 1884), in : ebenda, Bd. 21, S. 16 ff. Lenin
nennt diese Zeitung in seinem Artikel „Karl Marx“ das „beste, unübertroffene Organ des
revolutionären Proletariats“ (lutschim, neprewzoidjennym organom
rewoliutionnowo proletariata). Siehe
LENIN, WLADIMIR ILITSCH ULIANOW. Karl Marx. (Karl Marx)
(Juli – November 1914), in: ibidem, Bd. 26, S 43 ff.
[10] Lenins Anmerkung: „Das ist ein erstaunlich inhaltsreiches und lehrreiches Buch. Ins
Russische übertragen
ist davon leider nur ein kleiner Teil, der einen historischen Abriss der Entwicklung des Sozialismus enthält.“ Zum Thema siehe ENGELS,
FRIEDRICH. Herrn Eugen Dühring’s Umwälzung der Wissenschaft (September 1876
– Juni 1878), in : ebenda, Bd. 20, S. 1 ff. ; DERS. Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur
Wissenschaft (1880), in : ebenda, Bd. 19, S. 177 ff.
[11] Siehe DERS. Der
Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Im Anschluss an Lewis
H. Morgan Forschungen (März – Mai 1884), in : ebenda, Bd. 21, S. 25 ff.
[12] Siehe DERS. Ludwig
Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie (1886), in :
ebenda, Bd. 21, S. 259 ff.
[13] Siehe DERS. Die
auswärtige Politik des russischen Zarismus (Russisch: Wneschniaia Politika
Russkowo Tsarsstwa)(Dezember 1889 – Februar 1890), in : ebenda, Bd. 22, S. 11
ff. Der „Sotial-Demokrat(Sozialdemokrat)“ war eine literarisch-politische
Rundschau, die von der Gruppe „Osvoboschdenje Truda (Befreiung der
Arbeit)“ 1890-1892 unter der Leitung von G. W. Plechanow, P. B. Axelrod
und W. I. Sassulitch im Ausland herausgegeben wurde. Insgesamt
erschienen vier Bände.
[14] Siehe DERS. Zur
Wohnungsfrage (Juni 1872 – Februar 1873), in : ebenda, Bd. 18, S. 209 ff.
[15] Siehe DERS. Soziales
aus Russland (1894), in : Karl Marx und Friedrich Engels. Ausgewählte Schriften
in zwei Bände, Bd. 2, Berlin, 1961, S. 41 ff.; DERS. Nachwort zu “Soziales aus
Russland”(1894), in: Marx und Engels’ Werke, Bd. 22, Berlin : Dietz Verlag, S.
421 ff.; auch DERS. Friedrich Engels o Rossij, Genf, 1894, S. 3 ff.
[16] Als Band IV des „Kapitals“ bezeichnet Lenin
entsprechend einem Hinweis von Engels das Werk „Theorien über den Mehrwert“ von
Karl
Marx. Im Vorwort zum zweiten Band des „Kapitals“ schrieb Engels:
„Ich behalte mit vor, den kritischen Teil
dieses Manuskripts nach Beseitigung der zahlreichen durch Buch II und Buch III
bereits erledigten Stellen, als Buch IV des „Kapitals“ zu veröffentlichen.“ Siehe
DERS. Vorwort zur ersten Auflage des
„Kapitals“, Kritik der politischen Ökonomie(1885), in: Marx und Engels’ Werke, Bd. 24,
Berlin : Dietz Verlag, S. 7 ff. Das
angeführte Werk wurde nach Engels’ Tod in den Jahren 1905-1910 nach einer
Bearbeitung von Kautsky deutsch veröffentlicht.
[17] Siehe DERS. Brief
an Johann Philipp Becker (15.10.1884), in : ebenda, Bd. 36, S. 218 ff. Die
Stelle, auf die Lenin sich bezieht, lautet wörtlich: „Das Pech ist vielmehr, dass ich, seit wir Marx verloren, ihn vertreten soll. Ich habe mein Leben lang das
getan, wozu ich gemacht war, nämlich zweite Violine spielen, und glaube auch,
meine Sache ganz passabel gemacht zu haben. Und ich war froh, so eine famose
erste Violine zu haben wie Marx.
Wenn ich nur aber plötzlich in Sachen der Theorie Marx’ Stelle vertreten und
erste Violine spielen soll, so kann das nicht ohne Böcke abgehen, und niemand
spürt das mehr als ich. Und wenn erst die Zeiten etwas bewegter werden, dann
wird uns erst recht fühlbar werden, was wir an Marx verloren haben. Den Überblick, mit dem er im gegebnen Moment,
wo rasch gehandelt werden musste, stets das Richtige traf, und sofort auf den
entscheidenden Punkt losging, den hat keiner von uns. In ruhigen Zeiten kam es
wohl vor, dass die Ereignisse mir, ihm gegenüber, dann und wann Recht gaben,
aber in revolutionären Momenten war sein Urteil fast unfehlbar.“